Im Deutschen auch als Nachsorge bezeichnet, umfasst Aftercare das gegenseitige psychische und emotionale Auffangen der Spielenden nach einer intensiven BDSM-Session. Es geht darum, über das Erlebte zu sprechen, zu reflektieren und einander, falls gewünscht, körperliche Zuneigung zu schenken. Das Ziel ist es, Post-Session-Gefühlen ohne Schamgefühle zu begegnen und dem Nervensystem zu signalisieren: Du bist sicher.
Warum macht man das?
Eine BDSM-Session kann einen mächtigen Hormonrausch im Körper auslösen. Wenn sich der Hormonhaushalt nach einer solchen Session wieder normalisiert, können extreme emotionale Schwankungen auftreten, die zu negativen Empfindungen führen. Im schlimmsten Fall droht sogar ein Absturz – der sogenannte Drop. Doch selbst ohne diese mögliche Bedrohung ist es äußerst sinnvoll, Aftercare zu betreiben, um die Bindung und das Vertrauen zwischen den Spielenden zu stärken. Dies kann beispielsweise durch gemeinsame Gespräche über das Erlebte und den Austausch von Streicheleinheiten geschehen.
Was es bei der Aftercare zu beachten gilt:
Die Intensität und die Besonderheiten der Nachsorge variieren von Person zu Person und sollten vor der Session besprochen werden, besonders wenn man mit einer neuen Partnerperson spielt und die gegenseitigen Bedürfnisse noch nicht so vertraut sind. Manche mögen körperliche Zuneigung zum Beispiel nicht und suchen eher den Abstand, während sie für andere essenziell ist.
Zur Nachsorge gehört es auch, sich um eine eventuell verletzte:n Sub zu kümmern, auch wenn Verletzungen erst am nächsten Tag oder später auftauchen oder andauern. Ähnliches gilt für einen psychologischen Absturz, der verzögert eintritt. Außerdem muss Aftercare unabhängig von Leistung oder Verhalten sein, denn bei der Nachsorge geht es um grundsätzliche Wertschätzung und Versorgung als Mensch. Die Verweigerung der Aftercare als Druckmittel oder Strafe ist ein absolutes Tabu und kann schwerwiegende Folgen bei einem der Parts nach sich ziehen. Oft wird Aftercare nur als Pflicht des dominanten Parts an den unterwürfigen angesehen. Doch auch Top-Spieler:innen haben Aftercare-Bedürfnisse und können einen Drop erleiden, zum Beispiel aus Scham oder Schuldgefühlen über soziale Tabus, die während der Session überschritten wurden.
Welche Möglichkeiten gibt es, Aftercare zu betreiben?
Nicht-sexuelle körperliche Zuneigung steht für die meisten ganz oben, um wieder in die Gegenwart zurückzufinden. Manche mögen es jedoch auch, die Sexualität weiterzuführen oder einzubauen und sich mithilfe der Partnerperson oder eines Spielzeuges zum Orgasmus zu bringen.
Gespräche und positive Bestätigung sind ebenfalls wichtig. Allein die Stimme des Spielpartners oder der Spielpartnerin hat für die meisten eine äußerst beruhigende Wirkung. Nutzt die Gelegenheit, um darüber zu sprechen, was während der Session gut lief, was euch gefallen hat und um euch gegenseitig für das Erlebte zu danken.
Dinge, die weniger gut liefen oder euch nicht gefallen haben, sollten hingegen nicht unmittelbar nach der Session, sondern in einem weniger gespannten Moment besprochen werden. Wichtig ist, dass diese in Ich-Sprache adressiert werden.
Weitere Ideen sind ein gemeinsamer Snack oder Tasse Tee, gemeinsam einen Film schauen (eher leicht und lustig) oder eine Good-Vibes-Playlist anschmeißen, ein Bad nehmen oder einen gemeinsamen Spaziergang machen. Denkt immer daran: Es geht vor allem darum, die Nerven zu beruhigen.
Zeit für sich nehmen: Selfcare
Eine Session ist körperlich und mental äußerst erschöpfend. Ergänzend kannst du Selfcare betreiben, um das Erlebte zu verarbeiten. Selfcare bedeutet, sich für den eigenen Körper und Geist Zeit zu nehmen und neue Energie zu tanken. Denk daran, ausreichend Wasser zu trinken, schlüpfe in deine Lieblingsklamotten und tu dir selbst etwas Gutes. Beispielsweise bei einem warmen Bad und Schokolade, einem Spaziergang mit anschließender Meditation, einem guten Buch, deinem Lieblingsessen oder Lieblingsfilm. Oder alles
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